Eigentlich ist der Mann erledigt. Aber wieso nicht nachtreten?

Die «SonntagsZeitung» hat sich kräftig ins eigene Fleisch geschnitten. Letzte Woche forderte der Ober-Chefredaktor von Tamedia wieder mal den Lockdown. Jetzt, sofort, nur nicht zögern.

Am Sonntag erlitt dann die «SonntagsZeitung» einen schmerzlichen Einbruch bei den verkauften Exemplaren. Denn diejenigen, die sie nicht abonniert haben, standen vor verschlossenen Türen aller Kioske, Tankstellen usw., wo sie normalerweise verkauft wird.

Diejenigen, die dennoch ein Exemplar ergatterten, konnten im «Bürohr» einen Tritt gegen Pierin Vincenz lesen. Es geht um die Stiftung Pro Kloster Disentis und ihren noblen Zweck, das Kloster zu erhalten und Schülern Stipendien zu geben.

Als ehemaliger Schüler sass Vincenz im Stiftungsrat und behielt diese Position auch, nachdem die Strafuntersuchung gegen ihn losgetreten wurde. Obwohl ihm, wie die SoZ maliziös vermeldet, «unverhältnismässig hohe Spesen, etwa aus dem Zürcher Striplokal Red Lips» vorgeworfen werden. Nun ist Vincenz auch von diesem Amt zurückgetreten, bestätigt das Kloster.

Geht da noch ein Tritt in den Unterleib? Sicher: «Eigentlich schade, denn die Internatsschüler würden von seinen weltlichen Erfahrungen wohl einiges hören wollen.»

Auch in der «Bilanz» gibt es einen Vincenz-Versteher

Als besonders intimer Vincenz-Versteher spielte sich von Anfang an der Chefredaktor der «Bilanz» auf. Geschickt konzentrierte er sich auf dessen Kompagnon, nachdem alle Medien unablässig über Vincenz berichteten. «Der Schattenmann», nannte er launig sein mehrseitiges Porträt, in dem wie meist bei Dirk Schütz Dichtung und Wahrheit nicht weit auseinanderlagen.

Diese Bezeichnung gefällt Schütz offenbar ungemein, denn er wiederholt sie nochmals in seinem aktuellen Artikel «Exzessives Gespann: Wie sich Pierin Vincenz und Beat Stocker auseinanderlebten». Wieder mal Gelegenheit für Schütz, aus dem Nähkästchen zu plaudern, immer unter Berufung auf «kleine Kreise», «Beobachter», namenlose «VR-Mitglieder».

Das ist ein schönes journalistisches Prinzip. Solange man keinen Straftatbestand mit diesem Kolportieren erfüllt, kann man sich auf den Quellenschutz berufen und jede Kritik, man berichte nur haltloses Geschwätz, reine Gerüchte, und erfinde Quellen dazu, entrüstet zurückweisen.

Spekulationen über Spekulationen

Da es sonst keine Story wäre, spekuliert Schütz darüber, dass Vincenz eigentlich zu einem Vergleich bereit gewesen wäre, nach dem Vorbild von Remo Stoffel, der mit seinen hochstaplerischen Projekten in Graubünden bekannt wurde und sich inzwischen nach Dubai zurückgezogen hat. Obwohl Stoffel tatsächlich grobe Delikte begangen hatte, so einen erfundenen Banknachweis über 208 Millionen, kam er mit einer klitzekleinen Busse und 180 Tagen bedingt davon.

Der Fall ging über den Tisch des gleichen Staatsanwalts, der nun Vincenz und seinen Kompagnon so gnadenlos verfolgt und hier aus Spesenbetrug gewerbsmässigen Betrug plus Urkundenfälschung plus Veruntreuung macht.

Aber auch das ist nur eine Spekulation im Nachhinein, die Anklage ist eingereicht, gegen beide. Stocker hingegen plädiert ohne zu wanken auf Freispruch. Nun stehe er aber da, «wo der Schattenmann nie hinwollte», strapaziert Schütz seine Metapher nochmals: nämlich im «Scheinwerferlicht».

Irren und schweigen

Aber auch hier irrt Schütz. Es war nur ein Spot, der kurz aufblendete, als die Anklageschrift eingereicht und sofort an die Medien durchgestochen wurde. Inzwischen ist es wieder dunkel geworden, das kurze Feuer der medialen Beleuchtung wieder erloschen. Gras drüber wachsen lassen, sagen sich die Medien. Eine Politik, die auch die Gattin von Schütz bei ihren merkwürdigen geschäftlichen Aktivitäten befolgt. Aber über diese Schattenfrau schreibt Schütz natürlich keine Zeile.

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